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Deutschland ist reich: aber nur auf den ersten Blick

Die Halver-Kolumne:

Robert Halver, Baader Bank Deutschland ist eine der führenden Wirtschaftsnationen der Welt und in Europa klar die Nummer eins. Aber spiegelt sich das auch in der Vermögenssituation der Menschen wider?

Nein, wir liegen deutlich hinter z.B. Frankreich oder Italien. Und wenn die Politik den privaten Vermögensaufbau weiter behindert und stattdessen die (Steuer-)Lasten erhöht, wird die Altersarmut dramatisch zunehmen.

Die Rente ist sicher, leider nicht die Höhe Um die Höhe der Standardrente eines abhängig Beschäftigten in Deutschland zu erreichen, müssen Bundestagsabgeordnete weniger als sieben Jahre im Parlament sitzen. Und um auf die theoretisch höchste Rente von ca. 3.500 Euro zu kommen – von 17 bis 67 Jahre immer den Höchstbeitrag eingezahlt – benötigen MdBs ungefähr 15 Jahre. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin kein Sozialneider. Politiker müssen gut abgesichert sein, damit sie unabhängig von Fremdinteressen sind. Dafür allerdings muss ihnen auch das Wohlergehen von uns Schutzbefohlenen am Herzen liegen.

In puncto Vermögensbildung bzw. Alterssicherung hat Deutschland im internationalen Vergleich aber noch viel Luft nach oben. Das liegt zunächst an der sehr geringen Wohneigentumsquote. Mangelnde Ausweisung von Wohnflächen, massive Bauauflagen, extreme Grunderwerbssteuern und generell hohe Kosten sind hier als Gründe zu nennen. So entgeht vielen Otto Normal-Bürgern eine wesentliche Möglichkeit des Vermögensaufbaus.

Und wenn sich jetzt einige Politiker über Immobilienbesitzer als Niedrigzinsgewinner beschweren, ist das ein Ablenkungsmanöver. Man hat versäumt, viel mehr Menschen zu Eigentümern zu machen. Zinssparen ist der sichere Weg, sein Vermögen zu verkleinern Übrigens, wo es keine hohen Kreditzinsen gibt, kann es auch keine hohen Anlagezinsen geben. Die beispiellos freizügige EZB zwingt sogar immer mehr Banken dazu, „Verwahrentgelt“ zu erheben. Das klingt zwar viel netter als Strafzinsen, so wie sich auch Erbsensuppe auf Französisch viel reizvoller anhört: „La soupe aux pois“. Schmecken wird die Zins-Magerkost den Sparern dennoch nicht.  Wenn Rechtsgelehrte der Geldpolitik jetzt Verfassungswidrigkeit im Sinne des in Artikel 14 des Grundgesetzes garantierten Rechts auf Privateigentum oder Politiker der EZB Enteignung der Sparer vorwerfen, sind das Scheingefechte ohne Substanz. Es gibt kein Grundrecht auf attraktive Zinsen. Es ist ja auch niemand gezwungen, in Zinspapieren anzulegen. Überhaupt kennen die Politiker die Wahrheit: Zur Vermeidung eines Systemcrashs des völlig überschuldeten Finanzsystems können keine höheren Zinsen serviert werden. Und so wird auch die Inflation ignoriert, die das Zinsvermögen zusätzlich Heuschrecken-artig auffrisst. Angesichts dieser Zinsarmut müssen die Politiker ihre ideologischen aktienfeindlichen Scheuklappen ablegen. An (steuerlicher) Förderung des langfristigen Aktiensparens führt kein Weg vorbei. Leider jedoch werden Aktienbesitzer vielfach dafür kritisiert, dass sie in den letzten Jahren gut verdient haben. Warum wurde es bislang sträflich versäumt, möglichst viele Bürger am Produktivvermögen von Unternehmen gerade im Hinblick auf die Altersvorsorge zu beteiligen? Denn trotz aller Krisen hat der deutsche Aktienleitindex DAX seit es ihn gibt im Jahresdurchschnitt 8,6 Prozent Rendite abgeworfen. Allein die Dividendenrendite betrug 2,8Prozent. Und damit ist der DAX noch nicht einmal der König unter den internationalen Aktienindices.

Wider besseren Wissens halten Politiker Aktien für Teufelszeug Dennoch wird diese Möglichkeit der Vermögensbildung weiter torpediert. Die einjährige Spekulationsfrist, die früher das Aktiensparen begünstigte, wurde 2009 abgeschafft und durch die Abgeltungssteuer von 25 Prozent unabhängig von der Haltedauer der Aktien ersetzt. Und die Daumenschrauben sollen noch enger werden. Einige Parteien fordern, die Abgeltungssteuer nach der Bundestagswahl durch die für viele höhere Einkommenssteuer zu ersetzen. Hinzu kommt die Begrenzung der Verlustverrechnung von Termingeschäften mit anderen Kapitaleinkünften selbst dann, wenn sie im Zuge der Absicherung von Aktienbeständen entstanden sind. Dabei ist es mehr als sinnvoll, auf z.B. Derivate zu setzen, um in Phasen hoher Kursschwankungen wie z.B. während der Corona-Pandemie Vermögensverluste zu begrenzen. Niemand käme auf die Idee, der Feuerwehr das Löschwasser zu rationieren. Doch scheint Berlin zu unterstellen, dass solche Finanzinstrumente nur von wilden Zockern und Heuschrecken benutzt werden, denen man ihr unsittliches Handwerk steuerlich legen muss.

Insgesamt legt die Politik ausgerechnet den Menschen Bleiwesten an, die ähnlich wie Eichhörnchen mit Aktien für die eigene Vorsorge arbeiten und so dem Staat zukünftig auch noch Sozialleistungen ersparen. Wir sägen an dem Ast, auf dem Deutschland seit Jahrzehnten komfortabel sitzt Leider passt diese ideologische Eigentumsbekämpfung ins Bild. Die im Bundestagswahlkampf geforderte Wiedereinführung der Vermögenssteuer klingt auf den ersten Blick gerecht. Auf den zweiten ist sie aber das direkte Gegenteil. Die Vermögenssteuer träfe nämlich auch die Kronjuwelen der deutschen Wirtschaft, die Familienunternehmen, den Mittelstand. In Krisenzeiten mit niedrigen oder ausbleibenden Gewinnen müsste diese Steuer aus der Substanz gezahlt werden. Ausgerechnet das Betriebsvermögen, das unternehmerische Aktivität erst möglich macht, würde mit allen Konsequenzen auch für Beschäftigung und zukünftiges Steueraufkommen kastriert. Und das Grundeinkommen ist keine Alternative, sondern nur eine Armenspeisung. Nicht zuletzt, durch diese Politik der vermeintlichen „Reichen-Bekämpfung“ wären viele dieser Firmen leichte Beute für Aufkäufer aus China oder dem angelsächsischen Raum.

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