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Der deutsche Haushalt gibt mehr Geld für Bananen als für Aktien aus, leider

Montag, 30. März 2015

Der deutsche Haushalt gibt mehr Geld für Bananen als für Aktien aus, leider

Auch auf die Gefahr hin, fünf Euro ins Phrasenschwein werfen zu müssen: Aktienkurse sind keine Einbahnstraßen. Nicht nach unten, aber eben auch nicht nach oben. Die Halver-Kolumne

“Ich hätte größere Probleme, wenn der Dax tatsächlich nur einbahnstraßenartig nach oben ginge.”

Eigentlich hätte man in den letzten Wochen einen anderen Eindruck gewinnen können. Denn seit seinem Tief im Oktober 2014 bis März 2015 war der DAX auf Autopilot gestellt. In einer kaum unterbrochenen Aufwärtsbewegung hat er seitdem um knapp 40 Prozent zugelegt.

Gipfelstürmereien, die eine Korrektur erfordern?

Dynamischer war seine Entwicklung nur einmal. Von Oktober 1999 bis März 2000 – interessanterweise also im gleichen Jahreszeitraum – waren es sogar über 50 Prozent Kurszuwachs. Solche Gipfelstürmereien schreien doch geradezu nach einer dramatischen Korrektur meint der ein oder andere Crashprophet. Was könnten die Auslöser dafür sein? China?

Ja, das Wachstum im Reich der Mitte kommt nicht mehr mit Schmackes daher. Und jetzt, Schluss mit der asiatischen Sorgenpause für die deutsche Industrie? Ohne Frage, China ist ein bedeutender Abnehmer deutscher Produkte. Aber offensichtlich nicht der einzige. Denn Deutschland hat 2014 fast den höchsten Exportanteil an der Wirtschaftsleistung erzielt. Das geht nicht nur im Handel mit China. Deutsche Produkte sind sozusagen everybody’s darling.

Starker Euro, schwacher Euro

Sicherlich hat der zuletzt wieder etwas aufwertende Euro den typischen Anlegerreflex “Starker Euro gleich schwache Exportaktien” bedient. Aber wenn gilt “Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer”, dann gilt auch “Ein paar Schwalben weniger machen noch keinen Winter”: Gewichtet gegenüber den bedeutendsten Handelswährungen hat der Euro seit 2009 so dramatisch abgewertet, dass eine begrenzte Gegenbewegung das längerfristige Szenario eines im Trend weiter abwertenden Euro zur Freude der Exportindustrie nicht ändert.

Drehen an der Zinsschraube kann Dynamik am Aktienmarkt gefährden

Das Beispiel Japan zeigt, dass die Liquiditätsschwemme der Bank of Japan eine Währung schwächt. Und genau damit hat jetzt auch die EZB begonnen und wird damit vermutlich in die Verlängerung gehen. Das kann doch einen Aktienmarkt nicht erschüttern. So sehr sich das der ein oder andere apokalyptische Reiter auch wünschen mag, ich glaube nicht, dass Zwischenkorrekturen die Ouvertüre zu einem dicken Aktiencrash wie in der Vergangenheit sind. Dazu müsste es – frei wie im Märchen “Tischlein deck dich” – heißen: Zins-Knüppel aus dem Sack. So wurden früher Aktienhaussen zertrümmert.

Als die US-Notenbank so richtig den Zinshobel ansetzte, hatten die Dotcom- und Immobilienblase keine Überlebenschance. Insbesondere der Zinserhöhungsrausch von Ben Bernanke, der die US-Leitzinsen von 2004 von einem bis 2006 auf 5,25 Prozent erhöhte, ließ die Aktien mit Zeitverzug dramatisch einbrechen. Und was zum Schluss mit der Weltwirtschaft passierte, haben wir alle noch in bester Erinnerung: Pleiten, Pech und Pannen. Dieses Horrorszenario würde sich nur wiederholen, wenn die aktuelle Fed Chefin Janet Yellen eine zutiefst destruktive, sadistische Ader hätte.

Keine Neuauflage der finsteren Aktienfinanzgeschichte

Hat sie aber nicht, sie hat Mutti-Qualitäten. Sollte sie in diesem Jahr die Leitzinsen auf 0,75 Prozent anheben – was aus meiner Sicht das Maximum wäre – gibt es keinen Grund, warum sich die finstere Aktienfinanzgeschichte wiederholen sollte. Und wenn Frau Yellen bereits als Mutti bezeichnet wird, dann stellt die EZB Mutter Theresa dar.

Bereits das verbale Euro-Rettungsversprechen Mario Draghis vom 26. Juli 2012, notfalls unbegrenzt Staatspapiere aufzukaufen, hat den Euro-Aktienmärkten die Liquiditätshausse beschert. Und die mittlerweile tatsächlich stattfindende Druckbetankung stellt so etwas wie die Lebensversicherung für die Aktienmärkte dar. Liquidity makes the Economy go around.

Auf die neue Euro-Finanzwelt einstellen

“Alles heiße Luft” mag der ein oder andere jetzt einwenden. Ja mit normaler Geldpolitik hat es nichts mehr zu tun. Aber die Anleger müssen sich pragmatisch auf die unnormale, neue Euro-Finanzwelt einstellen. Innovativ ist es auch, dass es der EZB nach Abwendung der Euro-Staatsschuldenkrise um die dynamische Beilegung der Euro-Konjunkturkrise geht. Viel und billiges Geld sowie ein “Draghi-sch” gedrückter Euro sollen die eurozonale Wirtschaft düngen und auf die Deflation wie Unkrautvernichtungsmittel wirken.

Positive Überraschungen für 2015 in der Pipeline

Und siehe da, neben günstigen Energierohstoffen hat sich die konjunkturelle Stimmung in Deutschland aber auch in der Eurozone insgesamt schon merklich gehoben. Im weiteren Jahresverlauf ist mit weiteren positiven Überraschungen zu rechnen. Und schließlich, sollten sich – wovon auszugehen ist – die ifo Geschäftserwartungen im Trend noch weiter stabilisieren, dann klappt es auch immer besser mit dem Wachstum deutscher Unternehmensgewinne.

Das nenne ich die Kraft der zwei Herzen: Die Liquiditäts- und Konjunktur-Hausse im Doppelpack. Konsolidierungen ja, Aktiencrash nein Sicher, China und ein vorübergehend wiedererstarkender Euro sorgen ebenso für Konsolidierungspotenzial wie die politischen Spannungen im arabischen Raum.

Grexit als Erlösung

Und auch das Gezerre um Griechenland im sozusagen musikalischen Spannungsfeld zwischen Andrea Bergs “Du hast mich tausendmal belogen” und Nicoles “Ein bisschen Frieden” kann Rücksetzer auslösen. Doch davor ist mir nicht bange: Der Grexit wäre nicht nur auszuhalten, er wäre eine Erlösung für alle Beteiligten.

Ich hätte größere Probleme, wenn der Dax tatsächlich nur einbahnstraßenartig nach oben ginge. Zwischenzeitliche Konsolidierungen sind heilsam, sie beruhigen die Nerven der Anleger angesichts des Höhenrauschs der Aktienmärkte. Allerdings könnte den schwarzen Schwan einer Eskalation des geopolitischen Konflikts in der Ukraine selbst die EZB nicht verscheuchen. Hier können wir nur auf die Vernunft aller Beteiligten hoffen.

Sparpläne als probates Mittel gegen Kurskapriolen

Bei Höhenangst sind regelmäßige Aktiensparpläne ein wirksames Mittel: Steigen die Kurse, ist man vermögender, sinken sie, erhält man für seinen Euro-Beitrag mehr Aktienanteil. Langfristig macht sich diese Anlagestrategie bezahlt. Leider gibt der deutsche Haushalt mehr Geld für Bananen als für Aktien aus. Im Sinne einer vernünftigen Altersvorsorge sollten uns aber mindestens Sparpläne so wichtig sein wie Südfrüchte.

Zinsvermögen im jetzigen erbärmlichen Zustand, der sich auch zukünftig nicht ändern wird, ist dagegen keine Lösung. Hier kann man getrost von Fallobst sprechen.

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernseh- und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie durch Fachpublikationen präsent.

Foto: Baader Bank


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[3] Zinsvermögen ist Fallobst: http://www.cash-online.de/investmentfonds/2015/der-deutsche-haushalt-gibt-mehr-geld-fur-bananen-als-fur-aktien-aus-leider/242279/3

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